,Kitesurfen lernen in Gebärdensprache? Ja, das geht! Pia und Marie haben DeafVentures gegründet und bieten seit 2018 mit ihrem Team spannende Kurse dazu an. Aber nicht nur Kitesurfen könnt ihr bei DeafVentures. Was ihr dort noch ausprobieren könnt, wie das Programm genau aussieht, was die weiteren Pläne sind und viele weitere Informationen, findet ihr in diesem Interview. Viel Spaß!

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Mit wem haben wir es heute zu tun? Stellt euch doch kurz einmal vor!

Wir sind Pia und Marie, beide 30 Jahre alt und wohnhaft im schönen Mecklenburg-Vorpommern. Gebürtig stammt Pia aus der Nähe von Berlin, lebt seit 2,5 Jahren auf der Insel Ummanz, einer Nachbarinsel Rügens und arbeitet dort als Projektkoordinatorin, nachdem sie ihren Masterabschluss „Internationales Management“ in Flensburg gemacht hat. Da sie auch einen Kitesurflehrerschein hat, hat sie in der Vergangenheit auch Kitesurfkurse gegeben.

Marie lebt seit 2 Jahren in Stralsund und arbeitet als freiberufliche Gebärdensprachdolmetscherin in ganz Mecklenburg-Vorpommern.

Was genau bietet ihr an?

Aufgrund unserer beruflichen Hintergründe (Pia Kitesurflehrerin, Marie Gebärdensprachdolmetscherin) und unserer Leidenschaft zum Kitesurfen, haben wir 2018 „DeafVentures“ gegründet. Mit DeafVentures ermöglichen wir Menschen, die aufgrund ihrer Taubheit auf Gebärdensprache als Kommunikationsmittel angewiesen sind, das Kitesurfen zu lernen. Anfangs haben wir noch zusammen als Team geschult: Pia hat den Kitesurfkurs geleitet, Marie als Dolmetscherin begleitet. Da ergab sich schnell der Wunsch, dass die Kurse von tauben Lehrern in direkter Kommunikation durchgeführt werden. 2019 haben wir dann, dank einer Förderung vom Land Mecklenburg-Vorpommern, zwei gehörlose Interessenten zu Kitelehrern ausbilden können. Patrick und Konstantin führen seitdem die Kurse eigenständig durch.

Neben dem Kitesurfen können sich unsere Teilnehmer auch immer beim SUP (Stand Up Paddling) ausprobieren und wir verbringen immer einen gemeinsamen Pizzaabend mit allen Teilnehmern.

Neben den Anfängerkursen bieten wir seit 2019 auch Aufsteigerkurse an. Ab einem bestimmten Level können sich die Teilnehmer, ob mit gemietetem oder eigenem Material, unter Anleitung weiter steigern, neue Tricks lernen oder einfach alles andere vertiefen.

Unsere Kurse bieten wir vorrangig auf Ummanz an. In 2018 und 2019 waren wir auch schon in Portugal und Indonesien. Im Oktober bieten wir Aufsteigern die Teilnahme an einem Kurs in Sardinien an. Zusammen mit unserem Kitelehrer Patrick können sie dort verschiedene Kitespots erkunden und werden in Bussen und Vans übernachten. Quasi vom Bett aufs Board wird das „Vanlife-Camp“ gestaltet sein. 

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Was genau macht euch so besonders?

Seit wir Kurse anbieten und durchführen, haben wir oft von den gehörlosen Teilnehmern erzählt bekommen, dass sie schon so lange Kitesurfen lernen wollten. Aufgrund ihrer sprachlichen Barriere, war es ihnen aber nie möglich, einen Kurs zu besuchen, gar alle Inhalte zu verstehen. Auch haben sich natürlich Schulen für Hörende nicht getraut, einen Kurs durchzuführen, weil viel Inhaltliches nicht vermittelt werden kann. Dass wir diese Lücke gefüllt haben und Gehörlosen eine neue Möglichkeit der Unterhaltung im Privatbereich bieten, macht uns besonders. In vielen anderen Lebensbereichen ist die Teilhabe größtenteils durch den Einsatz von Gebärdensprachdolmetscher:innen gesichert. Die Organisation und Kommunikation mit den Kostenträgern kann mühsam und anstrengend sein. Bei uns vor Ort haben wir gebärdensprachkompetente Lehrer und Betreuung, die Gehörlosen können sich uneingeschränkt miteinander austauschen, das Kiten lernen und sich ausprobieren.

Kann jeder bei euch teilnehmen?

Zwei kleine Bedingungen haben wir: Unsere Teilnehmer müssen 18 Jahre alt sein und Gebärdensprache sprechen können. Wenn alle gebärden können, kann die Woche (größtenteils) ohne Barrieren und inklusiv stattfinden 🙂

Also haben wir es einfach ausprobiert, haben ein Testwochenende mit einem gehörlosen Pärchen gemacht, vieles optimiert und in 2018 Kurse im Doppelpack angeboten.

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Wie ist die Idee zu DeafVentures enstanden?

Da Pia einen Kitesurflehrerschein hat und Marie ebenfalls kitesurft und dazu Gebärdensprachdolmetscherin ist, entstand die Idee aus einem flaxen Spruch heraus: „Ich würde total gerne irgendwann mal einen Kurs für Gehörlose anbieten und das einfach ausprobieren“. Daraus wurde ein langes Telefonat, viele Treffen und der Entschluss, dass das klappen könnte. Also haben wir es einfach ausprobiert, haben ein Testwochenende mit einem gehörlosen Pärchen gemacht, vieles optimiert und in 2018 Kurse im Doppelpack angeboten. Die Idee kam prima an, sodass wir weitere Kurse geplant haben.

Wie lange gibt es euch schon?

Wir haben uns im Februar 2018 gegründet.

Wie darf man sich ein Kurs bei euch vorstellen? Gibt es auch alternative Angebote?

Unsere meisten Kurse haben immer eine Dauer von 5 Tagen, montags bis freitags. Am Montag reisen die meisten immer an, ein Kennenlernen findet ab 14 Uhr statt und dann gibt es auch schon die erste Theorieeinheit. Ab da ist die ganze Woche immer wind- und wetterabhängig gestaltet. Wenn Wind ist, beginnen die Tage gegen 10 Uhr am Vormittag und gestalten sich aus weiteren Theoriezeiten und auch Wasserzeiten mit praktischen Übungen am Kite und später auch mit dem Board. Sollte einmal Flaute sein, also kein Wind, wird die Zeit zum SUPen (Stand Up Paddling) genutzt. Damit dabei ein bisschen mehr Action reinkommt, bieten wir unseren TeilnehmerInnen SUP-Polo an, ein Mannschaftssport, bei dem man mit Hilfe des Paddels versucht, den Ball ins gegnerische Tor zu spielen.

Im Laufe der Woche machen wir an einem Abend immer einen gemeinsamen Pizzaabend in der nahe gelegenen Tiki Bar. Hier ist in entspannter Atmosphäre Zeit sich auszutauschen und näher kennenzulernen.

Am letzten Tag der Woche haben die Teilnehmer die Möglichkeit eine Kitelizenz zu machen. Diese bekommen sie mit Bestehen einer Theorieprüfung. Mit Hilfe der Kitelizenz ist es möglich, sich an Kiteschulen Material zu leihen, wenn man zu Beginn noch kein eigenes besitzt.

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Wie ist das Feedback eurer Teilnehmer?

Bislang haben wir viel positives Feedback erhalten. Das beste und für uns erfreulichste Feedback ist, wenn wir Teilnehmer wiedersehen, sie an einem Aufsteigerkurs teilnehmen oder einfach so zum Urlaub machen auf Ummanz vorbeischauen und abseits eines Kurses weiter kitesurfen. Durch den Kurs sind auch schon neue Freundschaften unter den Teilnehmern entstanden. Viele treffen sich auch nach einem Kurs wieder und üben zusammen weiter. Das freut uns natürlich riesig!

Inwiefern beeinflusst Corona eure Pläne?

Im letzten und auch diesem Jahr haben wir einige wenige Kurse streichen müssen, weil es die Vorschriften teilweise nicht möglich gemacht haben, auf Rügen als Touristen zu übernachten. Wir konnten einigen bereits angemeldeten Teilnehmern dann einen späteren Zeitraum anbieten, damit sie trotzdem Kitesurfen lernen können.

Da DeafVentures für uns alle eine Nebeneinkunft ist und wir alle einem anderen Hauptberuf nachgehen, sind wir wirtschaftlich nicht so sehr abhängig wie vielleicht andere Schulen. Schade und ärgerlich ist es natürlich trotzdem für die Teilnehmer und uns gewesen, dass wir vieles auch eher kurzfristig planen mussten.

Wenn Corona es zulässt, wird dieses Jahr im Oktober ein „Vanlife-Camp“ in Sardinien stattfinden

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Wie sehen eure weiteren zukünftigen Pläne aus?

Wir überlegen, eventuell unser Angebot durch weitere Wassersportarten zu erweitern. Wann, was genau und wie, das lassen wir noch auf uns zukommen 🙂

Wenn Corona es zulässt, wird dieses Jahr im Oktober ein „Vanlife-Camp“ in Sardinien stattfinden. Dieses Angebot richtet sich an Kitesurfaufsteiger, die mit ihrem eigenen Material anreisen, im Camper schlafen und mit unserem Kitesurflehrer Patrick verschiedene Kitespots erkunden.

Gerne würden wir in Zukunft diese Art der Aufsteigerkurse im Ausland wieder vermehrt anbieten.

Wo findet man noch mehr Informationen und wie kann man euch kontaktieren?

Alles rund um Termine, Angebote und Eindrücke vergangener Kurse könnt Ihr auf unserer Homepage finden: www.deafventures.de

Dort habt Ihr auch die Möglichkeit uns per Mail zu kontaktieren, wenn Ihr bestimmte Fragen habt. Vertreten sind wir ansonsten natürlich auch bei Instagram (@deafventures) und bei Facebook (DeafVentures).

 Zum Abschluss gehört das Wort euch – Was möchtetihr den SIGN TOURS Lesern mitgeben?

Seid mutig und abenteuerlustig, probiert neue Dinge aus und genießt dabei jeden Moment 🙂

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